Erst die Ordnung – dann fließt auch die Liebe

“Erst die Ordnung – dann fließt auch die Liebe.” (Bert Hellinger)

Nach meiner Trennung im letzten Jahr habe ich die neu gewonnene Zeit dafür verwendet, eine Reihe von Kursen zum Thema persönliche Entwicklung zu machen. Mein absoluter Favorit ist dabei das Familienstellen. Nachdem ich an einer Gruppenaufstellung teilgenommen habe, stand für mich fest, dass ich in diesem Bereich auf jeden Fall mehr lernen möchte und schrieb mich für einen Kurs ein.

Systemisches Arbeiten wie das Familienstellen kann helfen, Konflikte in der Partnerschaft zu meiden und  so ein glückliches Zusammenleben gelingen zu lassen. Ganz wichtig ist dabei die richtige Ordnung. Diese sieht in einer Beziehung folgendermaßen aus:

Der Mann steht an erster Stelle rechts neben der Frau – die Frau steht an zweiter Stelle links neben dem Mann. Der Mann verkörpert das Aktive, Kraft und Autorität, das Gebende, das Yang. Die Frau verkörpert das Yin, das Empfangende, das Passive, das Emotionale und Intuitive, Kreativität und Geduld.

An erster Stelle, am rechten Platz, kommt der Mann in seine männliche Kraft und an zweiter Stelle, auf dem linken Platz, kommt die Frau in ihre weibliche Kraft – mit den gleichen Rechten  und auf Augenhöhe. So können sie gut gemeinsam wirken, wie es in einer echten Partnerschaft wünschenswert ist. Links von der Mutter stehen die Kinder.

Bringen wir Unordnung in dieses System, kommt es zu einer Reihe von Konflikten. Nimmt die Frau etwa den rechten Platz ein, übernimmt sie damit den Platz einer Mutter und verweist ihren Partner auf den linken Platz von ihr, den Platz eines Kindes. Infolgedessen verhält sich der Mann dann auch oft wie ein Kind. Zudem ist der Platz der Frau neben dem Mann plötzlich wieder frei und dieser schaut sich eventuell nach einem anderen Partner um. Da auch der rechte Platz neben der Mutter frei bleibt, füllen oft die eigenen Kinder diese Lücke – aus blinder Liebe zu beiden Elternteilen.

Jeder von uns vereint beide Energien in sich. Der Mann hat sowohl eine männliche als auch eine weibliche Seite und auch als Frau bin ich sowohl Yin als auch Yang. Beide Qualitäten  sind unterschiedlich stark in uns ausgeprägt. Solange ich single bin, ist es vollkommen legitim, stärker in meiner männlichen Kraft zu sein und zielorientiert und aktiv das Leben zu bestreiten. Unsere Leistungsgesellschaft fördert zudem das lineare, männliche Prinzip und das Weibliche findet oft keinen Platz. Wir Frauen passen uns an, sind hart und viel zu sehr in unserem Kopf und entfernen uns von unserer Ur-Energie. Um im Gleichgewicht zu sein, benötigen wir beides, das Aktive und das Passive, das Gebende und das Empfangende.

Zurück zur Partnerschaft: befindet sich die Frau zu sehr in der männlichen Energie, ist es nicht nur wahrscheinlich, dass sie den Mann auf die linke Seite drängt, sondern oft zieht sie von vornherein den Typ Mann an, der sich sowieso schon zu sehr in der weiblichen Energie befindet und insgeheim den Muttertyp sucht.

In dem Moment, wo wir auf Partnersuche gehen bzw. spätestens wenn wir eine Beziehung beginnen, ist es ganz wichtig, dass die Frau wieder in ihre feminine Kraft kommt. Und das beginnt mit der richtigen Ordnung: die Frau befindet sich immer links! Am Tisch im Restaurant, beim Fernsehen auf dem Sofa, beim gemeinsamen Spaziergang und selbst beim Schlafen, der Mann sitzt/geht/schläft rechts von der Frau.

Ich hatte in den letzten Monaten ein paar Dates und habe da verstärkt darauf geachtet, in welcher Konstellation wir beim Kaffee trinken sitzen. Nun ja… so einfach ist das in der Umsetzung gar nicht. Gleich zweimal in Folge setzte sich der Mann direkt auf die linke Seite, so dass für mich nur der rechte Platz übrig blieb. Als  ich unsere Kursleiterin bei unserer nächsten Aufstellung um ihre Meinung fragte, sagte sie: „Da musst Du Dich mehr beeilen. Lauf das nächste Mal vor, so dass Du die linken Seite für Dich einnehmen kannst.“ Witzigerweise waren wir kurz danach mit ihrem Lebensgefährten essen und im Restaurant saß dieser wie selbstverständlich links von ihr. Als es dann ans Bestellen ging, fragte er seine Frau zunächst, was er denn essen und ob er besser den Salat mit oder ohne Zwiebeln nehmen solle. Damit war für mich das Prinzip der Ordnung bestätigt und ich fand es beruhigend zu sehen, dass es mitunter selbst bei denjenigen an der praktischen Umsetzung scheitert, die die Prinzipien in der Theorie unterrichten.

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