Aufstellungen im Kontext von körperlichen Erkrankungen

Körperliche Erkrankungen werden oft nur aus einer medizinischen Perspektive betrachtet. Doch immer mehr Menschen suchen ergänzende Ansätze, um die tieferen Ursachen ihrer Beschwerden zu verstehen. Eine Methode, die dabei helfen kann, ist das Familienstellen. Systemische Aufstellungen machen sichtbar, wie familiäre Verstrickungen und ungelöste emotionale Konflikte körperliche Symptome verursachen oder verstärken können. In vielen Fällen zeigen sich körperliche Beschwerden als Ausdruck unbewusster Belastungen, die im Familiensystem über Generationen weitergegeben werden.

Der Körper reagiert oft auf seelische und emotionale Belastungen, indem er Symptome entwickelt. In der systemischen Aufstellungsarbeit wird davon ausgegangen, dass viele körperliche Beschwerden auf unbewusste Familienmuster oder emotionale Verstrickungen zurückzuführen sind. Diese Verstrickungen entstehen, wenn Mitglieder einer Familie ungeklärte Konflikte, Verluste oder Traumata nicht verarbeiten konnten und diese auf die nächste Generation übertragen wurden. Der Körper kann diese belastenden Muster übernehmen und in Form von Krankheiten oder Schmerzen ausdrücken.

Beispiele für körperliche Symptome, die in Aufstellungen häufig thematisiert werden, sind:

– Chronische Schmerzen oder wiederkehrende Beschwerden (z. B. Rückenschmerzen, Migräne)

– Autoimmunerkrankungen

– Hauterkrankungen (z. B. Neurodermitis, Psoriasis)

– Herz-Kreislauf-Probleme

– Unfruchtbarkeit oder Zyklusstörungen

Systemische Verstrickungen können in Form von unbewussten Loyalitäten oder übernommenen Schicksalen auftreten. Ein Mensch kann beispielsweise unbewusst das Leiden oder den Schmerz eines Familienmitglieds übernehmen, um diesem treu zu bleiben. Dies kann sich in körperlichen Symptomen manifestieren, die keine klare medizinische Ursache haben, aber durch die emotionale Last verstärkt werden.

1. Übernommene Trauer und Verlust: Oft zeigt sich in Aufstellungen, dass körperliche Beschwerden mit einem ungeklärten Verlust in der Familie zusammenhängen. Wenn ein Elternteil oder Großelternteil ein Kind verloren hat und dieser Verlust nicht ausreichend betrauert wurde, kann ein Nachkomme unbewusst die Last dieser unverarbeiteten Trauer übernehmen. Dies zeigt sich oft in Symptomen wie Depressionen, chronischer Müdigkeit oder psychosomatischen Beschwerden.

2. Ungelöste Konflikte in der Familie: Chronische körperliche Symptome wie Rückenschmerzen oder Verspannungen können Ausdruck ungelöster Spannungen innerhalb der Familie sein. Diese Spannungen entstehen oft durch familiäre Konflikte, die nie offen ausgesprochen oder verarbeitet wurden. In einer Aufstellung wird sichtbar, wie diese Konflikte den Betroffenen belasten und sich körperlich manifestieren.

3. Familiäre Traumata: Traumatische Erlebnisse wie Krieg, Vertreibung oder Missbrauch können über mehrere Generationen hinweg weitergegeben werden. Oft tragen Nachkommen die unbewusste Last dieser traumatischen Erfahrungen und entwickeln Symptome, die ihren Ursprung in den unverarbeiteten Traumata ihrer Vorfahren haben. In Aufstellungen wird diese transgenerationale Belastung sichtbar und es kann Heilung auf tiefer Ebene stattfinden.

4. Schuld und Scham im Familiensystem: Körperliche Symptome können auch Ausdruck von unbewussten Gefühlen von Schuld oder Scham sein, die innerhalb eines Familiensystems bestehen. Wenn ein Familienmitglied etwas erlebt hat, das mit Scham oder Schuld verbunden ist, können diese Gefühle an die nächste Generation weitergegeben werden und sich in körperlichen Beschwerden äußern.

In einer systemischen Aufstellung werden körperliche Symptome oft durch Stellvertreter repräsentiert, die die zugrunde liegenden emotionalen und familiären Dynamiken sichtbar machen. Dies ermöglicht es dem Betroffenen, einen neuen Blick auf seine Krankheit oder seine Beschwerden zu gewinnen und deren Ursprung zu erkennen.

1. Das Symptom als Stellvertreter: Häufig wird das körperliche Symptom selbst in der Aufstellung als Stellvertreter aufgestellt. Dabei zeigt sich, welches Familiensystem oder welche emotionale Verstrickung hinter dem Symptom steckt. Das Symptom kann dann als Botschaft verstanden werden, die auf ein ungelöstes Thema innerhalb der Familie hinweist.

2. Erkennen und Lösen von Verstrickungen: Durch die Aufstellung kann der Betroffene erkennen, welche familiären Verstrickungen er unbewusst übernommen hat. Sobald diese Dynamiken sichtbar werden, kann der Betroffene sich emotional und energetisch von ihnen lösen. Dies führt oft zu einer Erleichterung der körperlichen Symptome oder zu einem tieferen Verständnis des eigenen Gesundheitszustands.

3. Stärkung der eigenen Identität: Eine Aufstellung hilft dabei, sich von den unbewussten Loyalitäten und übernommenen Lasten zu befreien. Dadurch kann der Betroffene seine eigene Identität und Kraft wieder stärker spüren, was sich auch positiv auf den Heilungsprozess des Körpers auswirken kann. Viele Menschen berichten nach einer Aufstellung, dass sie sich emotional und körperlich entlastet fühlen.

Praxisbeispiele aus der Aufstellungsarbeit:

Chronische Rückenschmerzen: Ein Mann litt seit Jahren unter unerklärlichen Rückenschmerzen, die trotz verschiedener Therapien nicht besser wurden. In einer Aufstellung stellte sich heraus, dass er unbewusst die Last eines ungeklärten Familienkonflikts trug, bei dem es um finanzielle Streitigkeiten zwischen seinen Eltern ging. Nachdem dieser Konflikt in der Aufstellung geklärt wurde, verbesserten sich seine Schmerzen spürbar.

Migräne und emotionale Verstrickung: Eine Frau, die regelmäßig unter schweren Migräneanfällen litt, stellte in einer Aufstellung fest, dass sie unbewusst die Trauer ihrer Mutter über den Verlust eines Kindes übernommen hatte. Nachdem diese Trauer in der Aufstellung betrauert und anerkannt wurde, traten die Migräneanfälle seltener und weniger stark auf.

Hauterkrankungen und Familientrauma: Ein junger Mann mit schwerer Neurodermitis erkannte in einer Aufstellung, dass seine Hauterkrankung mit einem unverarbeiteten Trauma seiner Großmutter während des Krieges zusammenhing. Durch die Arbeit in der Aufstellung konnte er dieses Trauma erkennen und auflösen, was zu einer deutlichen Verbesserung seiner Symptome führte.

Körperliche Erkrankungen sind oft nicht nur ein medizinisches Problem, sondern auch ein Ausdruck tiefer seelischer und familiärer Verstrickungen. Familienstellen bietet die Möglichkeit, diese unbewussten Dynamiken sichtbar zu machen und zu lösen. Wenn emotionale Blockaden und familiäre Verstrickungen erkannt und bearbeitet werden, kann dies oft eine spürbare Verbesserung der körperlichen Symptome bewirken.

Die Verbindung zwischen Körper, Geist und Seele ist eng und das Familienstellen kann ein wichtiger Baustein sein, um körperliche Erkrankungen ganzheitlich zu verstehen und zu behandeln. Indem wir die unbewussten Lasten unserer Familiengeschichte erkennen und loslassen, schaffen wir Raum für Heilung – sowohl auf körperlicher als auch auf emotionaler Ebene.

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